[GERMAN]
CHOI&LAGER ist erfreut, die bevorstehende Ausstellung ankündigen zu dürfen, welche die neusten Bilder und Skulpturen von Shane Bradford (UK) und Kim Young-Hun (Korea) präsentiert. Diese zwei bemerkenswerten Künstler wurden unter dem Thema „The Middle Distance“ zusammengeführt. Darunter soll jedoch nicht der Aspekt einer Landschaft verstanden werden, die „besonders nah oder weit entfernt ist“, sondern vielmehr eine Art mentaler Raum, in welchem die Konzepte die wir nutzen um unsere
Erfahrungen zu strukturieren, verloren gehen, frei assoziiert, neu kombiniert und repräsentiert werden können.
Für den koreanischen Maler Kim Young-Hun, der sich lange mit dem Phänomen Massenmedien beschäftigte, fungiert dieser Raum als eine kulturell-geladene Lücke zwischen LP’s und MP3’s: die beobachtbare Kontinuität und materielle Gegenständigkeit des Analogen gegen die abstrakte und ungreifbare Leere des Digitalen. In einer kulturellen Umwelt, in welcher digitale Kommunikation zunehmend physikalische Präsenzen verdrängt, lassen Kim’s Arbeiten intuitiv die Unterscheidung zwischen digital und analog zusammenbrechen. Durch die ‘Hyeokpil’, einer Technik, für die man eine Lederbürste verwendet, verlaufen seine figurativen Elemente in willkürlichen Linien, Strudeln und Steigungen, welche sich auf der Leinwand wiederholen und eine abstrakte Landschaft bilden, die thematisch sowohl das Analoge als auch Digitale miteinander verbindet.
Kim machte seinen Abschluss am Chelsea College of Art and Design in London, nahm an vielen Kunstprojekten teil und hatte zahlreiche Ausstellungen innerhalb Asiens und Europas. Zudem gewann er eine einjährige Residenz am Cité Internationale des Arts in Paris. Zeit, noch eher als Raum, untermauert die Arbeit von Shane Bradford. Zeitlichkeit ist nahezu untrennbar von Erzählbarkeit. Dieses narrative Potenzial erkennt der Künstler und bringt es in seinen Werken zur Geltung, indem er durch das Übermalen mit der Farbe selbst den historischen Bezug verwischt und neu herstellt.
Bradford erlangte vor allem durch sein "Tauchverfahren" Bekanntheit, eine Technik, bei welcher er verschiedenste Objekte, wie Bücher oder Haushaltsprodukte in bunte Farbemulsion tunkt. Dabei lässt er die Farbe so trocknen, dass dicke Tropfen entstehen, welche an den Objekten herunterfließen. Dadurch werden die Skulpturen und Bilder einer Metamorphose unterzogen, in welcher die ursprüngliche Oberfläche durch die dicke Farbe ersetzt wird. In beiden Varianten seiner Kunst, befasst er sich häufig mit den Phänomenen der westlich-urbanen Kultur: Werbung, Beschilderung, Medien und den Einfluss, den diese Faktoren auf das moderne Leben ausüben.
Der 1971 geborene Künstler studierte in Brighton und an dem Chelsea College of Art and Design in London. Er stellte bereits in den USA und in weiten Teilen Europas aus und wurde 2007 mit dem Celeste Art Prize ausgezeichnet.
Die sich gegenseitig ergänzenden Werke von Kim Young-Hun und Shane Bradford in „The Middle Distance“ können somit beide als gute postmoderne Literatur angesehen werden: weitreichend referentiell, metafiktional, nicht-linear, simultan und unter keiner Illusion von Beständigkeit als Kunstwerk.
[ENGLISH]
CHOI&LAGER Gallery is pleased to announce our upcoming exhibition, presenting new and recent paintings and sculptures by Shane Bradford (UK) and Kim Young-Hun (Korea).
These two remarkable artists have been brought together under the theme of ‘the middle distance’. This is not to be understood in terms of a noun denoting an aspect of a landscape that is “neither particularly close or far away’, but rather as the tentative, intuitive tapping of a productive mental space in which the concepts we use to structure and apprehend lived experience - time, space, meta/physical - can be loosened, freely associated, re-combined and represented.
For Korean painter Kim Young-Hun, whose practice has long been concerned with mass media, this space is the culturally-loaded gap between LP’s and MP3’s: the observable continuity and material artifacting of the analog versus the discrete bits and binary voids of the digital. Chiming with as-yet-unprovable observations in medical science that suggest that humans embody both processes simultaneously -and a cultural environment in which digital communication increasingly supplants physical presence- Kim’s work intuitively collapses the distinction between digital and analog. Using the ‘Hyeokpil’ leather-brush technique, his finely-resolved figurative elements bleed out into unplanned lines, swirls and gradients which are repeated across the plane, resulting in an abstract landscape that speaks equally of analog waveforms and digital pixel-glitching, at once crsytalline and noisy.
Time, rather than space, underpins the work of Shane Bradford. Temporality is, of course, virtually inseparable from narrativity, and through a thoughtful process of layering, amalgamating and transposing temporally-disparate functional objects, Bradford reconfigures and re-animates their narrative potential. Ice cores and mammoth tusks, signifiers of deep time, reveal themselves to be interpenetrated with modern
paraphernalia. The artist’s discarded clothes, soaked in the paint and pressed into canvas (Accretion series) form a poetic psuedo-index of all the events they’ve absorbed. Evocative spray-painted statements (Act Normal, Let’s Pretend) are occluded beneath Bradford’s characteristic ‘dipped’ painting process (Itself a deeply temporal affair, as evidenced by the stalactite-like formations it produces) acknowledging the medium’s loss of political import while simutaneously creating a new space of potential meaning.
The mutually-complementary works Kim Young-Hun and Shane Bradford in ‘The Middle Distance’, then, can be thought of in terms of good postmodern literature: expansively referential, metafictional, non-linear, simultaneous, under no illusion of fixity or stasis as an artwork…beneath a technicolour sheen to die for.