[COLOGNE] ZUR ZEIT DER ANDEREN: Sebastian Buerkner & Volker Eichelmann

3 September - 18 Dezember 2015


[GERMAN]

 

Press Release 15. August 2015

Buerkners und Eichelmanns Ausstellung ist ein Portal zur 'Zeit der Anderen'.

Auf unterschiedliche Weise eröffnen die Werke beider Künstler neue

Perspektiven auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Eichelmanns großformatige Collagen enthalten Fragmente von

Reproduktionen des Torsos vom Belvedere, welcher laut Johann Joachim

Winckelmann zu den drei zentralen Skulpturen der griechischen Antike

gehört. Anhand des Torsos entwickelte Winckelmann die neue Disziplin der

Kunstwissenschaft, als er 1764 die "Geschichte der Kunst des Alterthums"

veröffentlichte. Eichelmann teilt Winckelmanns Faszination für die - nur

noch als Bruchstück existierende - Skulptur. Obwohl ihr Kopf, Arme und

Unterschenkel fehlen, entwickelte Winckelmann mittels dieser Skulptur sein

Ideal der Schönheit. Während er seine Kunstgeschichte fortentwickelt und

mehrfach revidiert, fügt er den zerstückelten Körper immer wieder

zusammen. Auch in Eichelmanns Arbeitsprozess ist der Torso einem

beständigen Erscheinen und Verschwinden ausgesetzt. Dabei rekurrieren

seine Collagen auf eine Vielzahl zeitlicher Ebenen: die Entstehungszeit der

Skulptur im Zeitraum zwischen 200 bis 50 v. Chr., ihre Würdigung durch

Winckelmann im 18. Jahrhundert, die Reproduktion des Kunstwerks auf

Postkarten und in Büchern im 19. und 20. Jahrhundert sowie schließlich die

Zeit, in der die Collagen hergestellt wurden.

Der in London lebende Künstler Sebastian Buerkner (geb.1975) entfaltet in

seinen Werken mit seinen digitalen Animationen eine immersive und

surreale Bilderlandschaft.

In seinen Animationen thematisiert Sebastian Buerkner das Wechselspiel

zwischen hyperrealer Zeichnung und entrückter Surrealität. Im teils stark

abstrahierten Bilderfluss seziert er die Darstellung von individueller

Erinnerung und Wahrnehmung und weißt so auf deren sensorische

Unzuverlässigkeit hin. Unter Verwendung subversiver Erzählstrukturen

richten sich Buerkners Arbeiten gezielt an den Assoziations- und

Erfahrungsschatz des Betrachters.

In seinem 3D-Filmen werden die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher

durch die Art der Kameraführung (point of view) in ein dreidimensionales

Erlebniskorsett gesteckt. Das komplexe Geflecht von räumlicher

Irreführung, komprimierter Dialoge und unlösbaren moralischen Konflikten,

kumuliert in einer sensorischen Überforderung, die eine eigene

Autorenschaft gegenüber dem Erlebten abverlangt.