[GERMAN]
Helena Parada-Kim (*1982 in Köln) versteht es, verschiedene stilistische und inhaltliche Einflüsse in neue kulturelle Kontexte zu setzten, wodurch meisterhafte Arbeiten entstehen, die in ihrem Inhalt und ihrer Form vielschichtig sind. „The Dead Man“ (2016) zitiert „Homme mort“ von Manet, der zur Zeit der Entstehung seines Bildes stark von spanischen Malern wie Velásquez beeinflusst war. Auf dem Boden liegt jedoch kein toter Torero, sondern ein junger Mann, der einen Hanbok, ein traditionelles koreanisches Kleidungsstück, trägt. Ähnlich wie Manet sich auf spanische Kleidung und Kultur bezieht, verwendet Helena Parada-Kim koreanische Kleidung und Kultur. Es ist der Bruder der Künstlerin, der am Boden liegt, gekleidet im Hanbok eines toten Verwandten.
„Wedding Duck“ (2016) kann man einzeln, aber auch im Zusammenhang mit „The Dead
Man“ betrachten. Es zeigt eine hölzerne Wildgans (koreanisch kirŏgi; oft auch als Ente dargestellt), wie sie traditionell bei koreanischen Hochzeiten verwandt wurde. Früher brachte der Bräutigam eine solche Gans in das Haus seiner zukünftigen Schwiegereltern, um seine Treue und Verbundenheit zu symbolisieren. Als Paar, bestehend aus einem männlichen und einem weiblichen Vogel, sind die hölzernen Figuren auch heute noch beliebte Hochzeitsgeschenke, da sie lebenslange Treue und Harmonie symbolisieren. Setzt man beide Bilder in Verbindung, so entsteht eine Narrative. „The Dead Man“ und „Wedding Duck“ sind beispielhaft für die aktuellen Werke
von Helena Parada-Kim, in denen wiederkehrende Aspekte das Aufgreifen des persönlichen Umfelds, das Vermischen von kulturellen Einflüssen, das Erarbeiten von Kultur und Geschichte und das erzählerische Moment sind. So auch in anderen in der Ausstellung gezeigten Portraits: Dem der koreanischen Großmutter, auf einen Pappkarton gemalt, der zum Versenden von Ware oder Geschenken von Korea nach Deutschland verwandt wurde, den verschiedenen prächtigen Hanboks, dem des Trauernden aus einer längst vergangenen Zeit oder dem Portrait der katholische
Koreanerin in Hanbok und Spitzenschleier.
Gorka Mohamed (*1978 in Santander, Spanien) lebt und arbeitet in London. Seine Werke sind von einer Ambiguität geprägt, die es dem Betrachter schwer macht, sie in nur eine Kunstrichtung zu kategorisieren; man findet eine Mischung aus Surrealismus und spanischem Barock, gepaart mit düsteren, comichaften Figuren. Starke Farben und viele, scheinbar zusammenhangslose Gegenstände, die sich zu einer Figur fügen und so einer zweidimensionalen Skulptur ähneln, zeichnen seine Gemälde aus. In der Gruppenausstellung „MANMADEGOD“ (2012) vertiefte er zusammen mit drei weiteren Künstlern unterschiedlicher Herkunft die philosophische Problematik, die entsteht, wenn sich Künstler als „creators“ sehen und somit das göttliche Prinzip herausfordern.
Welche Konsequenzen zieht dies nach sich?Verlieren wir die Perspektive? In seinen Arbeiten stellt er Gesellschaftsstrukturen in Frage und scheut sich nicht davor, bestehende Machtstrukturen in Lächerliche zu ziehen. Werden wir Menschen immer apathischer? Interessiert uns überhaupt noch irgendetwas oder sind unsere Köpfe durch die tägliche Flut von Informationen, Werbung und belanglosem Entertainment so schwer geworden, dass wir am Ende des Tages lieber in den Komfort der Passivität eintauchen statt den Status quo anzufechten? Introspektive Fragen, die dem hellen Geist eines zeitgenössischen spanischen Künstlers entspringen und auf der Leinwand einen idealen Katalysator für weitere Diskussionen gefunden haben.