[COLOGNE] EVERYTHING IS POSSIBLE : MATTHEW STONE

2 December 2012 - 16 February 2013

[GERMAN]

 

Meine Freunde und ich waren die ganze Nacht wach. Wir saßen in der Ecke eines Nightclubs unter bunten Lichtern – Lichter, die in ihren Bewegungen der Stärke und unbeschreiblichen Schönheit unserer Seelen glichen. Wir redeten über Vollkommenheit. Wenn jeder ein Künstler ist, und alles ist Kunst, dann ist ein Künstler nichts Besonderes, und Kunst ist nicht mehr oder weniger bedeutend als irgendeine banale Tätigkeit. Das erschien eine deprimierende und zugleich verwirrende Wirklich- keit für einen Träumer. Wenn alles besonders war, dann könnte vielleicht nichts außergewöhnlich sein. Konnte es sein, dass das Leben durch und durch schlecht war? War die Menschheit, die auf die unausweichliche Endstation des Todes zuhumpelte, nur ein großartiger und hinfälliger Irrtum? Im warmen Licht unserer Freundschaft wurde uns jedoch klar, dass dies aber auch bedeuten könnte, dass jede Handlung und Tat voller Möglichkeiten und schöpferischer Kraft steckte. „Eine große Kün- stlerin versteht diese persönliche Freiheit und verbringt ihr Leben damit, sie anderen mitzuteilen“, sagte ich. „Die achtsamen Entscheidungen, die sie trifft, bestimmen nicht nur ihren eigenen Leb- ensweg, sondern strahlen wie leuchtende, wahrheitsliebende Sterne, die dazu erschaffen sind, diejenigen zu beleben und zu inspirieren, die mit ihnen in Berührung kommen.“ Wenn dies zuträfe, und Kunst nur dazu existierte, uns an jene Kreativität zu erinnern, die Alltagshandlungen innewohnt, dann wäre Kunst ein liebevoller Akt. So hatten wir einen Weg zur Einsicht gewonnen, wie wir als Künstler in der heutigen Welt leben konnten. Obwohl die großen Erschütterungen in der Kunst längst überwunden waren, blieb der Mythos bestehen, dass Sanftmut naiv und schwach sei, und dass aus Idealen immer repressive Ideologien hervorgehen müssten.


Hin und wieder ließen wir uns alle von der sturmartigen Großartigkeit heftiger künstlerischer Gesten hinreißen. Manchmal erschien es sogar, als existiere Leidenschaft ausschließlich in Grausamkeiten. Der Drang zu zerstören, abzulehnen und Grenzen zu überschreiten blieb bestehen, als wäre er relevanter und stärker als jeglicher Wunsch, etwas ins Leben zu rufen oder wachsen zu lassen. Typ- isch für das 20. Jahrhundert waren Philosophien, die die Idee einfacher oder allgemeiner Wahrhe- iten verwarfen. Gott war für tot erklärt, und Generationen von leidenschaftlichen Einzelmenschen wollten sich von der post-viktorianischen, bourgeoisen und puritanischen Heuchelei ihrer Eltern befreien. Dieses gemeinsame Bestreben, alles Schlechte aufzuspüren und zu zerstören – neue Realitäten zu erforschen und alternative Lebensweisen vorzuschlagen – entstand aus dem Bedürf- nis, Authentizität in einer scheinbar unauthentischen Zeit zu finden. Allzu oft aber rief der gähnende Abgrund, den der angebliche Tod der Wahrheit hinterlassen hatte, nur lieblosen Zynismus hervor. „No future!“ – dieser nihilistische Schrei hallte über schwarze PVC Tanzflächen.


Ein großartiger Moment der Klarheit in einer Verkettung unglücklicher Umstände – ein Moment der Ruhe, Klarheit und Frieden war uns gewährt. Es wurde uns klar, dass wir Rebellion oder das Hinter- fragen der Wahrheit nicht ablehnen mussten, um an Optimismus, Liebe und Güte festzuhalten. Ich erklärte Güte zum „einzig radikalen Akt in einer Welt, die im Wesentlichen von Grausamkeit und Zer- störung bestimmt wird,“ gefolgt von, „blinder Optimismus jedoch birgt ein Risiko, ebenso wie bloße Teilnahmslosigkeit und Nihilismus. Wir sollten versuchen, richtig zu handeln, aber wichtiger noch ist zu wissen, was das Richtige wirklich ist. Optimismus ist die Lebenskraft, die sich mit der Zukunft verbindet und dann ihre Gestalt bestimmt. Darum sollten wir ihn annehmen. Denn wenn jeder Kün- stler Optimismus ablehnt, dann wird es niemanden geben, der die Zukunft mit Fingerspitzengefühl gestaltet. Die Geschichten würden erzählt, und mit Überzeugung, aber nur von denen, die Macht anstreben auf Kosten von Schönheit. “Meine zweifelnde Freundin stand auf, um zu gehen, ihr Körper zuckte hoch, sein [sic] Kopf fiel in den Nacken. Ich spürte, wie ihre Gefäße sich weiteten. Ich hörte eine Stimme: „Vernetzte Gedanken, sauerstoffhaltig und lebendig, weil verschiedene Ideen durch unsere muskulösen Herzen strömen.“ Es war dann, dass ich ohne Angst sprach: „ Alles ist möglich & Liebe ändert Alles.“ Im Rückblick wurde mir klar, dass wir immer noch glaubhaft über die Liebe spre- chen können. Eine Liebe, verwurzelt in einer Güte, die stärker ist als Gewalt. Eine Liebe, deren Geheimnis sich in einer Art Schönheit verbirgt, die unter die Haut geht und alle käuflichen Dinge in den Schatten stellt.


Liebe, hochkonzentriert wie ein Laser.


Matthew Stone

 
[ENGLISH]
 

My friends and I stayed up all night. Sat in the corner of a nightclub, under its coloured lights, lights that in their movements resembled the strength and indescribable beauty of our souls; we talked about perfection. If everybody is an artist and everything is art, then an artist is not special and art is no more important than any other mundane activity. To a dreamer, this appeared a depressing and confusing reality. If everything was special then maybe nothing could be. Could it be that all of existence was rotten? Was humanity a grand and decrepit mistake, limping towards its constant and ultimate destination of death? However, as the warm light of our friendship, washed over us, we began to understand that this could also mean, that every possible action was pregnant with possibility and creative potential. “A great artist understands this personal freedom and spends her life communicating it to others.” I said. “The mindful choices she makes, not only define her own life, but shine like luminous, truth-loving stars, born to vitalise and inspire those that are touched by them.” If this was true and art only existed to remind us of the creativity inside everyday actions, then art was a loving act. We had found a way of understanding how to live as artists in the world today. Whilst the sharp shocks of art had long given way, a myth had persisted that kindness was naive and weak and that ideals must always become oppressive ideology.


At points we had all been struck by the storm-like grandeur of violent artistic gestures. At times it had even seemed that passion only lived inside acts of cruelty. The urge to destroy, reject and trans- gress had persisted as if more relevant and powerful than any desire to create or nurture. The twen- tieth century was characterised by philosophies that rejected the notion of simple or singular truths. God was declared dead, and generations of passionate individuals sought freedom from the post- Victorian, bourgeois and puritanical hypocrisies of their parents.


This concerted effort to seek out and destroy the rotten--to explore emergent-realities and to propose new ways of being--was borne of a desire to find authenticity in a seemingly inauthentic age. But too often the yawning abyss, left behind by the seeming death of truth, created only love-lost cynicism.


The nihilist cry of “No future!” echoed across black vinyl dancefloors. For a sublime moment an eye had blinked open in the perfect storm. We were provided with a moment of respite, clarity and peace. We understood that we need not reject rebellion or the questioning of truth to embrace, opti- mism, love and kindness. I declared kindness to be “the only radical act in a world largely defined by cruelty and destruction”. Going on to say; “But there is danger in blind optimism, as there is danger in sheer apathy and nihilism. We should try to do what is right, but more importantly we must always consider what the right thing to do really is. Optimism is the vital force that entangles itself with and then shapes the future, so we should embrace it. For if all artists reject optimism, then nobody will be here to create the future with sensitivity. The stories will be told, and with conviction, but only by those who seek power over beauty.”


My doubting friend stood to leave, her body jerked upright, his head tilting back. I feel her vessels dilate. I hear a voice; “Networked-minds, oxygenated and alive because different thoughts pass through our muscular hearts.” was then that I spoke without fear” “Everything is Possible & Love Changes Everything.”


Looking back now it had become clear to me that we are still able to credibly speak about love. A love that finds its feet in a kindness that is more powerful than violence. A love thats mystery lies in a type of beauty that is beyond the body & that dwarfs the things that you can buy.


Love focused like a laser.


Matthew Stone